Maryam Akhondy & Ensemble Banu

Maryam Akhondy & Ensemble Banu

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Maryam Akhondy, 1957 in Teheran geboren, gehört zur jüngeren Generation der
Virtuosinnen des klassischen persischen Gesangs. Mitte der 70er Jahre vom
bekannten iranischen Schauspieler Ostad Esmail Mehrtasch als damals 18jähriges
Talent entdeckt, studierte sie bei einigen der bedeutensten Lehrer ihres Landes radif,
die Ordnung und Systematik persischer Musik. Bei zahlreichen Konzerten
beeindruckte sie die Zuhörer vor allem durch ihre gefühlvollen tahrir-Inprovisationen,
vokale Koloraturen, die scheinbar mühelos über alle Tonintervalle hinweggleiten.

Die iranisch-islamische Revolution und die danach folgenden gesellschaftlichen
Veränderungen stoppten dann die beginnende Karriere der jungen Vokalistin: fortan
war es Frauen nämlich verboten, als Sängerinnen öffentlich aufzutreten. Maryam
Akhondy, inzwischen auch studierte Theaterwissenschaftlerin, wanderte mit ihrer
Familie nach Deutschland aus, in der Hoffnung, dort einen künstlerischen Neuanfang
zu schaffen.

Ab 1986 in Köln wohnend, bekam sie schnell Kontakt zu anderen im Exil lebenden
Künstlern, arbeitete mit den persischen Musikgruppen ''Nawa'' und ''Tschakawak''
zusammen und unternahm erste Tourneen, u.a. durch Dänemark und Schweden. Mit
dem Ensemble ''Barbad'', einem klassisch besetzten Orchester für persische
Kunstmusik, konzertiert sie bis heute in Deutschland und im benachbarten Ausland.

Im Bereich des Musiktheaters war Maryam Akhondys Produktion ''Andaruni'' (1998
bis 1999) angesiedelt: mit ihrem iranischen Singspiel erinnerte sie an eine kaum
bekannte persische Musik, die ursprünglich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und
deshalb auch nicht in Konzertsälen zu hören war. Andaruni (was, wörtlich übersetzt,
''von innen'' heißt, aber auch den intimsten, nur der Familie vorbehaltenen Teil der
Wohnung bezeichnet) erzählte von den alltäglichen Erlebnissen und Sorgen der
Menschen: von den Kaffeehaus-Gesprächen der Männer, lautstarken
Ehestreitigkeiten, prahlenden Nachbarn und betrügerischen Basarhändlern - das
alles aber mit einem deutlichen Augenzwinkern vorgetragen und mit einer gehörigen
Portion Humor gewürzt. Das Ganze war eine Art Musical mit bis zu 100 Jahre alten
Versen und Melodien, passenden Kostümen und einer gewollt überpointierten
Theatralik. Zusammen mit ihren persischen Musikerkollegen brachte Maryam
Akhondy das Stück u.a. in Paris, Wien, Kopenhagen, Hamburg, Kiel, Frankfurt und
Köln auf die Bühne.

An einem interessanten Weltmusik-Projekt hat sich Maryam Akhondy von 1994 bis
1999 beteiligt: Mit der Kölner ''Schäl Sick Brass Band'' verband sie westliche und
orientalische Klänge in einer bis dahin unbekannten Weise. Mit dieser Gruppe
gastierte sie nicht nur bei vielen groáen Musikfestivals in Europa, sondern gab auch
Konzerte in Marokko und in der Türkei. Für die 1996 bei Network (Frankfurt/Main)
erschienene Debüt-CD ''Majnoun'' erhielt die vielseitige Band den Preis der
Deutschen Schallplattenkritik, ebenso für die zweite CD ''Tschupun'', die im April
1999 bei ACT (Feldafing) veröffentlicht wurde.

Es sind solche künstlerischen Grenzüberschreitungen, die Maryam Akhondy immer
wieder neu reizen und deshalb zu einer besonders auffälligen Botschafterin
persischer Musikkultur machen. So z.B. auch im Sommer 1999, als sie sich beim
Festival ''Women Of The World'' im dänischen rhus mit Yungchen Lhamo (Tibet)
und Ida Kelarova (Tschechien) traf, um zum Motto ''East Meets Far East'' ein
gemeinsames Konzert zu erarbeiten. Schon im Frühjahr 2000 folgte eine Tournee
mit dem in den USA lebenden afghanischen Sänger Nahim Popal und zu ihrem
Konzert beim traditionsreichen Iranischen Theaterfestival in in Köln erschien Maryam
Akhondy im gleichen Jahr sogar mit einem eigens dafür zusammengestellten
afghanisch-indischen Orchester.

Eine für 2001 geplante Konzertreihe mit dem iranischen Komponisten und Geiger
Homayoon Khorram, von Maryam Akhondy organisiert und von kulturbegeisterten
Exiliranern ermöglicht, musste allerdings abgesagt werden, bevor sie richtig
begonnen hatte. Der Grund: Homayoon Khorram weigerte sich, kurz vor seinem
ersten Auftritt, die Bühne gemeinsam mit den Musikerinnen des Orchesters zu teilen
- das alles wohl aus Angst, dass ihm dies nach der Rückkehr in den Iran schaden
könne.

Nicht etwa eine Reaktion darauf, sondern schon lange geplant ist Maryams
Akhondys neuestes Projekt: ein klassisches iranisches Frauenorchester, dessen
Musikprogramm sie mit jungen Kolleginnen aus London, Paris und dem Rheinland
erarbeitet hat. Die Gruppe nennt sich ''Banu'' (das persische Wort für ''Frau'') und wird
ab dem Winter 2001/2002 gemeinsam auftreten. Das Besondere dabei: ein
vielstimmiger Frauenchor, der die Musikerinnen bei ihren Konzerten begleiten wird.